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Aufwachen im Vogelgezwitscher

Rumänen haben das Campen entdeckt. Trotz restriktiver Gesetzgebung und viel zu weniger eingerichteter Campingplätze ist die Zahl der Wohnwagen und Wohnmobile in den vergangenen Jahren rasant angestiegen.

von Markus Kleininger

Immer mehr Rumänen scheinen auf den Geschmack des Urlaubs im Wohnwagen oder Reisemobil gekommen zu sein. Waren 2010 noch etwa 13.500 Wohnwagen und –mobile registriert, lag ihre Zahl 2014 bei über 40.000. Doch der Lust am Urlaub in der Natur haben die Behörden 2012 einen mächtigen Riegel vorgeschoben. Das im Volksmund als „Picknick-Gesetz“ bekannte Regelwerk grenzt die früheren Freiheiten stark ein. Seit Inkrafttreten des Gesetzes darf nur noch in eigens eingerichteten Arealen gecampt werden. Die aber sind wenige in einem Land, das reich an Wanderwegen und Naturschönheiten ist. Laut Vorsitzendem des Caravan Camping Club România, Cristi Dragan, gibt es etwa 40 solche Einrichtungen, die ihren Gästen eben nicht nur malerische Stellplätze, sondern auch Strom-, Wasser- und gegebenenfalls Internetanschlüsse anbieten können.Viel zu wenig. In Österreich, einem Land mit etwa 8,5 Millionen Einwohnern, gab es 2013 etwa 640 Campingplätze.

Die Preise für Stellplätze in rumänischen Campingplätzen liegen im erschwinglichen Bereich zwischen 8 und 20 Euro pro Übernachtung. Kein allzu großer Unterschied zu den gägngigen Preisen für eine Übernachtung in Pensionen, beispielsweise. Die höchsten Preise verlangen die Betreiber an der Schwarzmeerküste, dort sind auch die meisten Campingplätze eingerichtet worden. Für Kulturliebhaber gibt es Campingplätze nahe der Klöster im nordrumänischen Bukowina, bei der Ortschaft Fundul Moldovei; für gehobenere Ansprüche wartet der Campingplatz „Die blaue Lagune” in Fagaras/Fogarasch in Siebenbürgen auf Gäste. Leider würden viele Betreiber in Sachen Dienstleistungen eher zu wünschen übrig, klagt Dragan. Dafür ist das Aufwachen morgens „im Vogelgezwitscher” schier unbezahlbar. Für alles andere gibt es Hotels.

Camping am Meer: Nur 40 Campingplätze im ganzen Land Foto: www.sxc.hu

Ein Drittel der Sparer tut’s für die Kinder

Fast ein Drittel der Rumänen, die sparen, tun das für ihre Kindre – 29 Prozent. Das sind mehr als der europäische Durchschnitt von 20 Prozent, aber unter dem internationalen Durchschnitt von 34 Prozent. Dies ergab eine Studie der österreichischen Ersten Bank. Allerdings rührt die finanzielle Vorsorge für den eigenen Nachwuchs eher von der Tradition her, als von einer gesunden Finanzbildung. Langfristiges finanzielles Planen und die Nutzung adäquater Sparinstrumente seien nicht gegeben. Oft würden sich Eltern finanziell für ihre Kinder für schnelllebige Güter übernehmen, während ein langfristiges Denken hinsichtlich der Unterstützung der Kinder fehle. Laut Studie stammen 95 Prozent der Informationen über Finanzplanung & Co. aus der eigenen Familie. Die Schule trägt – immerhin – mit 9 Prozent bei, von den Banken selber aber kommen nur 5 Prozent.

Rumänische Arbeitnehmer fleißig, aber wenig produktiv

Rumänische Arbeitnehmer weisen in einer europaweiten Studie die höchste Präsenzpflicht am Arbeitsplatz auf. Mehr als zwei Drittel der Angestellten von kleinen und mittelständischen Unternehmen müssen am Arbeitsplatz sein, um ihren dienstlichen Pflichten nachzukommen. Am anderen Ende der Skala liegen die norwegischen Arbeitnehmer, von denen nur 51 Prozent eine Präsenzpflicht haben. Dies fand das Meinungsforschungsunternehmen Ipsos Mori für den Softwarekonzern Microsoft heraus. Gleichzeitig aber weisen rumänische Arbeitnehmer mitunter die zweitniedrigste Produktivität in Europa aus. Laut Eurostat schaffte ein Rumäne 2013 im Durchschnitt eine Produktivität von 5,6 Euro pro Stunde, während der europäische Durchschnitt bei über 30 Euro lag. Auch hier liegt Norwegen an der Spitze, mit 59 Euro. Von den etwa 4,5 Millionen arbeitenden Rumänen sind 2,5 Millionen bei kleinen und mittelständischen Unternehmen angestellt.

Lichtblick für Arbeit suchende Jugendliche

Das rumänische Bildungswesen würde am Arbeitsmarkt vorbei ausbilden, lautet eine oft angeführte Einschätzung im Land. Doch ist das tatsächlich so? Eine neue Umfrage unter Rumäniens Jugendlichen legt diese Schlussfolgerung nahe. Doch EU und Regierung steuern dagegen.

Mehr als drei Viertel der Rumänen sind in Bereichen tätig, die nichts mit ihrer primären Ausbildung zu tun hat. Die ergab die Umfrage „Jugend und Arbeitsplätze“, die in der letzten Aprilwoche dieses Jahres durchgeführt wurde und an der fast 2.300 Personen im Alter von bis zu 25 Jahren teilgenommen haben. Fast alle befragten Jugendlichen gaben an, bei der Anstellung Schwierigkeiten gehabt zu haben, wegen mangelnder Erfahrung. Arbeitgeber setzen praktische Erfahrung voraus, die die wenigsten Arbeit suchenden Kandidaten vorweisen können. Dieser Missstand verzerrt wohl auch den Blick der Arbeit Suchenden auf den Arbeitsmarkt. Vier von zehn Befragten gaben an, dass der Arbeitsmarkt zu wenige Angebote hat, die auf ihre Ausbildung zugeschnitten seien. Hier stellt sich die berühmte Frage nach dem Ei und dem Huhn. Die Umfrage liefert leider keine eindeutige Antwort, ob die Erwartungen der Arbeitgeber überzogen sind oder die Arbeitnehmer unrealistische Erwartungen hegen. Immerhin sind laut Umfrage 40 Prozent der Jugendlichen zuversichtlich hinsichtlich ihrer mittelfristigen beruflichen Zukunft.

Hohe Erwartungen

Die meisten Befragten erwarten von ihrem Arbeitgeber eine zufriedenstellende Belohnung. Dafür sprachen sich 76,27 Prozent der Umfrageteilnehmer aus. Mehr als die Hälfte (53,96 Prozent) bezifferte das Einstiegsgehalt liege zwischen 1.000 und 1.500 Lei (225 bis 337 Euro). Das liegt nicht sehr weit vom durchschnittlichen Nettogehalt von mehr als 1.800 Lei (405 Euro – Stand März 2015) entfernt. Für sechs von zehn Befragten waren auch die Work-Life-Balance und Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung gleichermaßen wichtig. Eine gute Atmosphäre am Arbeitsplatz ist den Meisten wichtig. Etwa ein Drittel der Befragten würde für ein höheres Gehalt einen unangenehmeren Arbeitsplatz akzeptieren.

Starke Familienbande

Während mehr als die Hälfte der Arbeit suchenden Jugendlichen (55,22 Prozent) auch ins Ausland arbeiten gehen würde und nur 18 Prozent der Befragten einen solchen Schritt nicht tätigen würden, erklärten fast zwei Drittel jener, die auf Arbeitssuche sind, der Familie und der Freunde wegen das Land nicht zu verlassen. Auch wenn die Arbeitsmarktchancen in der Heimat nicht sehr hoch bewertet werden, räumen immerhin 36 Prozent der Jugendlichen ein, durch ihr Bleiben eine Veränderung in der Heimat (zum Guten) herbeiführen zu können. Allerdings: Acht von zehn befragten würde auch im Ausland arbeiten, wenn das Gehalt dort höher wäre als in der Heimat.

Schlechte Ausgangslage, aber mit Lichtblick

In Rumänien ist jeder vierte Jugendliche bis 25 Jahren arbeitslos. Laut jüngsten statistischen Erhebungen von 2013 ist die Jugendarbeitslosigkeit vor allem im ländlichen Bereich mit mehr als 33 Prozent besonders hoch. In den Städten beträgt sie 17 Prozent. Damit liegt die Jugendarbeitslosigkeit über dem europäischen Durchschnitt von 20 Prozent. Doch es gibt Hoffnung. Die EU stellt hohe Geldbeträge zur Verfügung, um diese Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. In Rumänien finanzieren diese Mittel unter anderem das Förderprogramm „Garantien für Jugendliche“, durch das jungen Menschen binnen vier Monaten nach Eintritt der Beschäftigungslosigkeit ein neuer Arbeitsvertrag, eine Lehr- oder Fortbildungsstelle angeboten werden soll. Die Gesamtkosten schätzt die EU auf 21 Milliarden Euro pro Jahr, für die Mitgliedsstaaten steht ein Fonds in Höhe von sechs Milliarden Euro zur Verfügung. Pro angestelltem Jugendlichen aus der Zielgruppe erhalten Arbeitgeber ein Jahr bis zu 300 Euro und 750 Lei im Monat, ein Jahr lang. Bis 2018 sollen so 441.000 Jugendliche in die Arbeitswelt integriert werden.

Jugendliche: Jeder Vierte bis 25 Jahren arbeitslos

Foto: Jerzy Sawluk/pixelio.de

Internet-Seite für einen sauberen Fußball

Rumänien steht anscheinend ganz im Zeichen der Korruptionsbekämpfung. Nun zeigt auch der rumänische Fußballverband Flagge und startet eine Online-Plattform gegen Korruption im Sport.

Unter dem Namen „fotbalcurat.frf.ro“ – was rumänisch so viel wie „sauberer Fußball“ heißt – betreibt der rumänischen Profi-Fußballverband FRF seit Anfang April eine Internetseite, auf der Korruptionsfälle aufgedeckt werden sollen. „Es gibt Spieler, die reden wollen“, weiß der Integritätsmanager des FRF, Costin Negraru. Um potenziellen Whistleblowern die Angst zu nehmen, sollen 20.000 Zugangscodes nach dem Zufallsprinzip an Spieler, Trainer und Schiedsrichter verteilt werden. So können die Denunzianten anonym bleiben. Binnen 24 Stunden nach Veröffentlichung eines Korruptionsfalls will die Integritätsabteilung des FRF mit der Untersuchung des Falles beginnen.

Eine solche Plattform werde derzeit nur noch in Belgien und Finnland betrieben. Damit sei der FRF ein europäischer Vorreiter, behauptet FRF-Präsident R?zvan Burleanu. Doch hat der rumänische Fußball solche Probleme? Hat er. Vor allem in der dritten Liga, so Burleanu. Getürkte Spiele, hinter denen Buchmacher stecken, oder Absprachen zwischen Klubs, um sich gegenseitig Punkte zu überlassen – davon habe er gehört. Beweisen lassen sich solche Absprachen nur selten. Außer, sie werden so offenkundig ausgetragen, dass auch Blinde sie sehen können. Wie 2008, als der Inhaber des rumänischen Erstligisten Steaua Bukarest, George Becali, Spieler eines anderen Klubs mit 1,7 Millionen Euro schmieren wollte, damit diese gegen den direkten Konkurrenten von Steaua siegen und dem Bukarester Klub den so Meistertitel sichern. Becali beteuerte, das in einem Koffer mitgeführte Geld sei für Immobiliengeschäfte vorgesehen gewesen. Das Gericht glaubte ihm nicht und verurteilte den Geschäftsmann zu drei Jahren Haft. Der anvisierte Klub gewann auch ohne Schmiergeld, Steaua wurde rumänischer Meister in dem Jahr.

Gerüchte über getürkte Spiele machen immer wieder die Runde. Auf einer Pressekonferenz des FRF wurde die Anzeige eines Zweitligisten als Beispiel genannt, die aber von den Gesetzeshütern nicht weiter verfolgt wurde. Wunder seien dennoch nicht zu erwarten, so Negraru. Dafür seien die Akteure nicht gewöhnt, solche Fälle zu melden. Wenn in diesem Jahr auch nur eine Meldung im System abgelegt wird, werde dies als Erfolg gelten.

Der Korruption im Fußball die rote Karte zeigen

Foto: Torsten Bogdenand/pixelio.de

Mütter haben es nicht so gut in Rumänien

Rumänien ist für Mütter nicht gerade der ideale Ort. Einer Studie des Kinderhilfswerkes Save the Children zufolge, belegt Rumänien Platz 66 in einem internationalen Ranking. Unter den EU-Ländern liegt das Land an letzter Stelle, das südliche Nachbarland ist da mit Rang 44 um einiges Mütter-freundlicher. Am besten haben es Mütter gemäß der Studie in Norwegen. Wenig überraschend ist, dass das Muttersein in Somalia am schwersten zu ertragen ist.

Die übrigen skandinavischen Länder bilden zusammen mit Norwegen die Spitze im Ranking. Deutschland liegt, wie auch im Vorjahr, auf Platz acht. Save the Children untersucht jährlich die Lebenssituation von Müttern in 179 Ländern hinsichtlich Gesundheit, Kindersterblichkeit, Schulbildung, Einkommen und politische Einflussnahme von Frauen.

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