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Hilfe, wir brauchen Empathie!

Wieder einmal treten wir in eine Periode ein, in der wir nicht mehr so oft nach draussen gehen können zum arbeiten, oder einfach nur um Leute zu treffen. Das Berufsleben geht für die meisten von uns irgendwie weiter. Wir alle warten und hoffen darauf, dass es wir aus diesem Ausnahmezustand irgendwann auch wieder herauskommen.

In der Zwischenzeit sitzen wir oft zu Hause vor dem Computer, arbeiten virtuell oder vertreiben uns sonst die Zeit mit Spielen, Fernsehen oder anderen Unterhaltungsformen. In den letzten Monaten haben wir alle beobachten können, wie wichtig menschliche Beziehungen sind, nicht nur im Büro. „Der Mensch ist ein soziales Wesen, er braucht den Kontakt und den Austausch mit anderen Menschen“, sagte einmal Alfred Adler, ein bekannter Psychotherapeut. Dies klingt trivial, ist es aber nicht. Wie so oft sind wir uns der Bedeutung von Dingen erst bewusst, wenn wir sie nicht mehr haben. Das Besondere wird über die Jahre selbstverständlich, ja trivial.

Wir alle wollen uns mitteilen, wir haben Fragen, Ängste, suchen Geborgenheit und Sicherheit. Hierbei spielt es keine Rolle, wer Lösungen oder schlaue Antworten hat, oder stabiler ist als andere; einfach die Tatsache, dass wir als Menschen diese Zeit gemeinsam erleben, ist das wichtigste. Verbundenheit wird generell gestärkt, wenn die Welt da draussen etwas unberechenbarer wird. Dieses gemeinsame Erleben, sich einfach gegenseitig das Gefühl zu vermitteln, füreinander da zu sein, ist natürlich am einfachsten, wenn wir uns persönlich treffen können.

Aber es geht auch in unserer virtuellen Arbeitswelt auf dem Bildschirm. Als Vorgesetzter sollten Sie nicht nur auf Effizienz achten, das ist natürlich in diesen Zeiten auch wichtig. Planen Sie Zeiten ein, in denen Sie sich mit ihren engen Mitarbeitern über Erfahrungen austauschen, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, wirklich Interesse dafür zu zeigen, wie es ihnen geht. Im allgemeinen ist es doch wohl so, dass wir durch das virtuelle Arbeiten an Zeit gewonnen haben, Sitzungen sind im allgemeinen kürzer und effizienter und besser vorbereitet als früher im Büro. Geben Sie einfach einen Teil dieser gewonnenen Zeit an Ihre Mitarbeiter in Form von persönlichen Gesprächen zurück.

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. So können Sie ganz bewusst regelmässig Zeit für den persönlichen Austausch mit Kollegen einplanen. Der Montag morgen und der Freitag nachmittag vor dem Wochenende sind zwei Momente, die sich hervorragend für einen derartigen Austausch eignen. Ich höre darüber hinaus immer wieder von Firmen, in denen sich Teams regelmäßig online zu lockeren Gesprächen verabreden, bei denen es nicht nur um das business geht. Seien Sie offen für ganz neue Ideen, sich miteinander online zu verbinden. Sogar Weinproben und Firmenfeiern mit interaktiven Spielen sind möglich. Ich bin sicher, dass in diesem Bereich gerade ein ganz neues Geschäftsfeld entsteht.

Das wichtigste bleibt das persönliche Gespräch. Trauen Sie sich ruhig zu, Ihre Kollegen wirklich direkt anzusprechen, wie es ihnen geht. In meinen zahlreichen virtuellen Coaching-Terminen bin ich erstaunt darüber, wie offen und authentisch Gespräche online verlaufen können. Vielleicht ist es auch so, dass wir auf dem Bildschirm ein bisschen ehrlicher zueinander sind als wenn wir uns direkt gegenüber sitzen.

Ja, in diesen Zeiten sind leitende Mitarbeiter ganz besonders gefordert nicht nur fachlich. Da gibt es doch das schöne Wort Fürsorge, das wir im Management fast nie hören. Heute brauchen wir es mehr denn je.

Dr. Michael Schroeder

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