EU-Mittel können Rumäniens Wirtschaft nur durch Reformen und strategische öffentliche Investitionen ankurbeln
Die rumänische Wirtschaft steht unter fiskalischem Druck, doch europäische Fördermittel bleiben ein entscheidendes Instrument für nachhaltiges Wachstum – vorausgesetzt, sie werden mit Reformen und gezielten Investitionen kombiniert. Zu diesem Ergebnis kam eine von der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer (AHK Rumänien) organisierte Debatte über EU-Finanzierungsmöglichkeiten. An der Veranstaltung nahmen der Minister für Investitionen und europäische Projekte, Dragoș Pîslaru, und der Bürgermeister von Deva, Lucian Rus, teil.
Die deutsch-rumänische Wirtschaftsgemeinschaft betonte, dass eine erfolgreiche Nutzung der EU-Fonds eine effizientere Verwaltung staatlicher Unternehmen, schnellere Vergabeverfahren und transparente Investitionsentscheidungen erfordert. „Für die wirtschaftliche Erholung sind Reformen notwendig, die die Bürokratie abbauen. Die Staatsreform ist entscheidend, und die gesamte Wirtschaft – national und international – setzt große Hoffnungen in diesen Prozess“, erklärte Volker Raffel, Präsident der AHK Rumänien.
Er wies auch darauf hin, dass die Verfügbarkeit europäischer Mittel langfristig unsicher sei. „Wir sollten die aktuelle Gelegenheit nutzen, um Investitionen anzuziehen und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Das Geld ist vorhanden – wir müssen es nur effizient einsetzen“, fügte Raffel hinzu.
Sebastian Metz, Hauptgeschäftsführer der AHK Rumänien, betonte, dass Sparmaßnahmen im Staatshaushalt nicht zulasten der öffentlichen Investitionen gehen dürfen. „EU-Mittel sollten dort eingesetzt werden, wo lokale Volkswirtschaften sie am dringendsten benötigen. Eine echte Dezentralisierung und mehr Kofinanzierungsmöglichkeiten für private Unternehmen sind notwendig – besonders im Energiesektor“, sagte Metz.
Minister Dragoș Pîslaru stellte erstmals eine zentrale Übersicht über mehr als 24.000 Projekte des Aufbau- und Resilienzplans (PNRR) vor, die landesweit umgesetzt werden. Er kündigte an, dass die künftigen Finanzinstrumente der EU nach 2028 flexibler sein und die Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedstaaten stärker fördern werden. „Ein einheitlicher Fonds soll geschaffen werden, um Mittel gezielt und effizient dort einzusetzen, wo die Prioritäten der einzelnen Länder liegen“, erklärte Pîslaru.
Aus lokaler Perspektive schilderte Lucian Rus, Bürgermeister von Deva, wie der Fonds für einen gerechten Übergang zur wirtschaftlichen Wiederbelebung des Landkreises Hunedoara beigetragen hat – der größten Zuweisung in Rumänien. „Wir können Nachteile in Chancen verwandeln. Große deutsche Unternehmen sind an Investitionen interessiert, aber der Staat muss ein verlässlicher Partner für die Industrie werden“, betonte Rus.
Auch Unternehmensvertreter forderten mehr EU-finanzierte Programme zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Universitäten. Günter Krasser, Geschäftsführer von Infineon Technologies Rumänien, erklärte, dass lokale Innovationsökosysteme zu globalen Produktentwicklungszentren werden könnten, wenn sie durch regionale Programme besser unterstützt würden.
Das Fazit der AHK-Debatte lautet: EU-Fördermittel können nur dann nachhaltiges Wachstum bewirken, wenn sie mit Strukturreformen, gezielten Investitionen und einer stärkeren Partnerschaft zwischen Staat und Privatwirtschaft verbunden werden. Rumänien hat jetzt die Chance, die europäischen Mittel in ein langfristiges Wachstumsmodell umzuwandeln – vorausgesetzt, Verwaltung und Politik handeln entschlossen und reformorientiert.



