
Pedalieren oder stürzen. Rumänien muss seinen Lauf auf dem Hang des Wirtschaftswachstums ändern
Ich schreibe diese Zeilen unter dem Eindruck und der Emotion der Verfolgung der Tour de France: nach einer anstrengenden Strecke, voll von Klettern, hat sich der Favorit des Rennens vom Rest der Radfahrer mit einem großen Zeitunterschied distanziert und setzt einen schnellen Kletterrhythums an. Er pedaliert im selben Rhythmus als, auf einmal, mitten im Klettern, er gegen etwas aufprallt: er schwankt, scheint aus dem Gleichgewicht zu kommen, erlangt wieder sein Gleichgewicht, pedaliert weiter, aber hat scheinbar nicht mehr dieselbe Energie, seine Geschwindigkeit ist gesunken und gleichzeitig verringert sich auch die Entfernung zwischen sich und der Konkurrenz. Er riskiert, stehen zu bleiben, riskiert einen Sturz bei nur 5 Kilometern vom Ziel des Rennens. Der Kommentator erläutert: er hat Muskelkrämpfe und hat auch nicht mehr die nötige Dosis an „Energy Booster” mit sich. Seine ganze bisherige Arbeit ist davon abhängig, wie lange er es noch aushalten kann, um als erster die Ziellinie zu erreichen und die Etappe erfolgreich abzuschließen. Ich schaue die Tour de France und meine Gedanken richten sich an Rumäniens Wirtschaftswachstum. Das rumänische Wirtschaftsmodell der letzten 10 Jahre ist das der Konsumförderung. Alle öffentlichen Politiken waren und sind weiterhin auf die Ausgabe der Gelder ausgerichtet – öffentlich und privat – auf dem großen Markt des Produkt- und Dienstleistungskonsums. Rumäniens Wirtschaftswachstum – lobenswert in Nominalwert und auf einem Rekordniveau dieses Jahr im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten – ist auf einem fragilen Fundament gebaut: ausschließlich auf Konsum. Während die Herstellung von Gütern und Dienstleistungen der internen Anfrage nicht nachkommt ist es offensichtlich, dass die Konsumförderung zur Befriedigung der Bedürfnisse – der Bevölkerung, des Geschäftsumfelds und des Staates – aus Quellen außerhalb der lokalen Wirtschaft führt. Also, bei exzessiver Förderung des Konsums fördert man gleichzeitig den Import von Gütern und Dienstleistungen, zum Nachteil der nationalen Wirtschaft und der Produktion von Mehrwert auf interner Ebene. Was ist das Landesprojekt? In welche Richtung gehen wir und, vor allem, wie genau bewegen wir uns zum vorgenommenen Ziel? Welches ist das rumänische Wirtschaftsmodell für mindestens die nächsten 10 Jahre?
Diese Fragen sind seit einigen Jahren permanent stellbar und ich glaube, dass sie auch nicht in den nächsten 4-5 Jahren veraltet sein werden. Ich habe mehrmals meine Überzeugung ausgedrückt, dass das einzige relevante Landesprojekt dasjenige ist, Rumänien aus der Armut zu ziehen, unsere Gesellschaft aus den europäischen Ranglisten der größten sozial-wirtschaftlichen Ungleichheiten zu entfernen. Die hellen Köpfe der rumänischen Gesellschaft und, gleichermaßen, auch die politische Klasse sind dazu verpflichtet, das Modell zu finden, durch das wir das erreichen werden. Das ist die große Herausforderung unserer Gesellschaft, das ist auch die hauptsächliche Arbeitsthese, die auf den Arbeitstisch jedwelcher rumänischen Regierung gelegt werden muss.
In einer mehr oder weniger öffentlichen Präsentation machte der berühmte Berater Vasile Iuga unlängst einen interessanten Vergleich: der europäische Verlauf ist wie das Fahrradfahren. Man muss sein Gleichgewicht halten und weiter pedalieren, um voran zu kommen. Sobald man aufgehört hat, zu pedalieren, stürzt man. Ich erlaube mir, die sportliche Metapher zu übernehmen, und ihnen vorzuschlagen, sie mit dem Modell wirtschaftlichen Wachstums Rumäniens zu überlappen. Heute befindet sich Rumänien, nach rund 5 Semestern intensiven Pedalierens, in einem galoppierenden Rhythmus und bei einer viel höheren Geschwindigkeit als der Rest der europäischen Konkurrenz. Aber der Hang des Wirtschaftswachstums erweist sich als ein immer schwierigerer. Rumänien pedaliert kräftig, jedoch bei vollem Doping: die Gehaltserhöhungen durch politische Entscheidungen und nicht durch Steigerung der Produktivität der Wirtschaft, zu denen die wirtschaftliche Entspannung hinzukommt, führen zum Pumpen von Liquiditäten auf den Markt und zum Wachstum der Anfrage. Also dopen wir den Konsum sofort. Aber wir investieren nicht. Es besteht das Risiko, dass die Doping-Quelle verschwindet, die den schnellen Pedalierrhythmus unterstützt. Dann werden wir aufhören zu pedalieren und wir werden stürzen. Die Zeichen sind schon aufgetaucht, die „Muskelkrämpfe” attackieren schon die Muskulatur der rumänischen Wirtschaft, der öffentliche Haushalt ist schon von erheblichen Ungleichgewichten bedroht. Wenn wir nicht mehr „pedalieren”, stürzen wir. Wenn wir den Ansatz des Rennens und, gleichzeitig, die Natur des „Energy Boosters”, der heute den Pedalierrhythmus unterstützt, ändern würden, so könnte die Situation jedoch weniger dramatisch und rettend für Rumänien, das in diesem Rennen wirtschaftlichen Wachstums eingeschrieben ist, sein. Anstatt den Wirtschaftswachstum mit Förderung des Konsums zu dopen, wäre es besser, wenn wir massiv Energie in die Erschaffung von Bruttokapital, Arbeitsplätzen, in mittel- und langfristige Investitionen injizieren würden. Die Injektion hätte keine sofortige Wirkung, aber würde uns vor Blockaden und Muskelkrämpfen des Haushalts schützen und würde uns die Chance geben, langfristig in einem konstanten Rhythmus zu pedalieren. Mehr als das, so wie Vasile Iuga sagte, würde uns ein konstantes „Pedalieren” im europäischen Rennen halten, ein Rennen, das sich von nun an als sogar noch schwieriger als zum Zeitpunkt des Beitritts vor 10 Jahren ankündigt. Als der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, 5 mögliche Szenarien zur Entwicklung der Europäischen Union ankündigte, stimmten alle stillschweigend zu, dass Europa eigentlich nicht mehr so richtig weiß, wer oder was es ist und wohin es sich bewegt. Stimmen berühmter Wirtschaftsfachleute oder europaweit bekannter Politiker fingen an gehört zu werden während sie jedes Szenario einzeln ausarbeiteten. In Bukarest geschehen die Dinge irgendwie umgekehrt: alle Leute verstehen nicht mehr so ganz wohin Rumänien sich bewegt, im Kontext, in dem sowohl die Regierungskoalition als auch die Regierung an sich, als Institution zur Ausübung der Macht, eine tiefe Identitäts- und Vertrauenskrise erleben. Das kommt nachdem die Regierung PSD-ALDE (ohne, dass hier der Name des Premierministers zu sehr zählt, da er von vielen als ein einfaches politisches Werkzeug in der Hand des Parteivorsitzenden erachtet wird) den Plan zur Reform und zur nationalen Entwicklung angekündigt hatte, der – unter vielen anderen – auch die Erschaffung eines souveränen Investitionsfonds umfasste. Welches ist das rumänische Wirtschaftsmodell? Das rumänische Wirtschaftsmodell der kommenden Jahre wird soweit wie möglich ein äußerst europäisches sein, entsprechend den Verpflichtungen, auf die sich Rumänien ständig bei jedem Aufruf zur Einheit innerhalb der Gemeinschaft bezogen hat. Welche magische Formel wird die politische Klasse aus Bukarest entdecken können, so dass das Versprechen eines besseren Lebens für ihre Mitbürger Wirklichkeit wird? In dem Durcheinander, das die rumänische Politik durchmacht, inmitten einer „Steuer-Haushaltszappelei” (so charakterisiert von Präsident Iohannis), in der Stotterei zur Änderung über Nacht des Regierungsprogramms, bleiben die klarsten und konsequentesten Empfehlungen zur Rückkehr zur Stabilität diejenigen Empfehlungen, die wir am Anfang des Sommers von der Europäischen Kommission erhalten haben. Die Vertreterin der Europäischen Kommission in Bukarest, Angela Cristea, unterstreicht, dass „es notwendig ist, dass wir diese unterschiedlichen Sichtweisen dazu bringen, zusammen zu arbeiten, so dass die Europäische Union sich in dieselbe Richtung bewegt, und die Richtung war die Überwindung der Krise und der Wirtschaftsaufschwung innerhalb der Europäischen Union”. Laut Angela Cristea setzt das „einen nachhaltigen Wachstum, einen inklusiven Wachstum und einen intelligenten Wachstum” voraus, obwohl wir uns gegenüber einer Vielfalt an wirtschaftlichen Ansätzen im Rahmen der EU befinden. Sie hat die Evolution der nationalen Wirtschaft aus dem Gesichtspunkt dieser drei Grundkriterien analysiert. Eigentlich bezieht sich die erste Empfehlung der EK genau auf die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums. Die Frage ist, ob dieser Wirtschaftswachstum, der uns an erster Stelle unter den Mitgliedstaaten der EU im ersten Quartal des Jahres 2017 bringt, wirklich nachhaltig ist. „Ich würde gerne einen Mythos bekämpfen, laut dem irgendeine Eifersucht gegenüber dem Wachstum aus Rumänien existiert und dass vielleicht deswegen viele diese Wachstumsraten kritisch betrachten. Nein, das ist alles was wir uns von jedem einzelnen Mitgliedstaat wünschen: wirtschaftlich zu wachsen, sich nachhaltig zu entwickeln und kurz-, mittel- und langfristig zu wachsen”, erklärte die europäische Beamtin. Wir erinnern daran, dass nach der Vorstellung des Länderberichts Rumäniens in diesem Jahr, veröffentlicht am 22. Februar 2017, und der den erzielten Progress unseres Landes bewertet hat im Bezug auf die Anwendung der Empfehlungen, die vom Europäischen Rat am 12. Juli 2016 verabschiedet wurden, wurde Ende Mai dieses Jahres die Aktualisierung dieser Empfehlungen für die unmittelbar darauffolgende Zeitspanne vorgestellt. Die Chefin der EK-Vertretung hat den deutlichen Wirtschaftswachstum des ersten Quartals dieses Jahres bemerkt, fragt sich jedoch, ob diese Evolution auch in den folgenden Jahren, beziehungsweise 2018, 2019 und 2020, bestehen kann. „Also wird das erste Ziel der Strategie Europa 2020 genau in der ersten Länderempfehlung für das Jahr 2017 widerspiegelt”. Die erste Empfehlung für Rumänien von der Exekutive der Europäischen Union bezieht sich also auf das Objekt der Präventionskomponente des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Im Rahmen ihres Konvergenzprogramms für 2017 sieht die Regierung einen Gesamtdefizit von 2,9% BIP sowohl im Jahr 2017 als auch im Jahr 2018 vor. Diese Zahl sinkt dann schrittweise auf 2% des BIP bis 2020. Es wird geschätzt, dass das mittelfristige Haushaltsziel, beziehungsweise ein strukturelles Defizit von 1% des BIP, bis 2020 nicht erreicht wird, wobei dieses Jahr den Zeithorizont des Programms darstellt. Ebenfalls wird der Anteil der Staatsverschuldung im BIP bis 2018 laut Prognose der EK von 37,6% im Jahr 2016 auf 38,3% ansteigen und dann im Jahr 2020 auf 37,6% sinken. Die Kommission weist darauf hin, dass das Hauptrisiko für Rumänien die geringe Auswirkung der Steuer- und Strukturmaßnahmen auf die kurz- und mittelfristigen Wachstumsperspektiven darstellt. Zudem existiert das zusätzliche Risiko, dass das Gesetz der einheitlichen Vergütung die Steuer- und Haushaltsprognosen negativ beeinflusst. Isabel Grilo, Einheitsleiterin der Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen der Europäischen Kommission, sagt wiederum, dass Rumänien für 2017 eine jährliche Haushaltsanpassung von 0,5% des BIP vornehmen muss. Hinsichtlich des Mittelfristigen Haushaltsziels (MTO) glaubt sie, dass unser Land in den Jahren 2014 und 2015 die Anforderungen erfüllt hat, jedoch gibt es ab 2016 deutliche Abweichungen von diesem Ziel. „Wir sind besorgt hinsichtlich eines Landes mit einer so hohen Wachstumsrate und ich glaube, dass es sehr wichtig ist, hier zu unterstreichen, dass hier nicht so sehr die Rede vom Wachstumsrhythmus ist, sondern vom Motor dieses Wachstums und wie nachhaltig es ist. Ab 2015 und zunehmend im Jahr 2016 war der Motor des Wirtschaftswachstums der Konsum der Haushalte. Die Investitionen und der Netto-Export hatten einen negativen Beitrag zur Bildung des BIP. Und bezogen auf die Investitionen bemerkt man im Verhältnis zu 2016 ein Sinken dieser, hauptsächlich wegen der schwachen Nutzung der strukturellen Fördermittel”, sagte Grilo. Zusätzlich unterstreicht die europäische Beamtin: „Es stimmt, dass Rumänien über eine gute Investitionsrate verfügt, wir sehen eine sehr gute Entwicklung der Investitionen in den letzten Jahren, aber man muss berücksichtigen, dass Rumänien viel im Bereich der Entwicklung nach zu holen hat. Rumänien hat ein großes Infrastrukturproblem. Die Infrastruktur benötigt viele Investitionen, da sie weit unter dem europäischen Durchschnitt liegt.” Ihrer Meinung nach, in Rumäniens spezifischer Situation, „sind Investitionen wichtig, aber nicht diejenigen, die nur für Ausgaben erfolgen, sondern die Investitionen, die etwas für das Wachstumspotential des Landes bringen. Die Investitionen müssen gut ausgewählt sein.” Weiterhin wird in den Empfehlungen der Europäischen Kommission gezeigt, dass die Steuerhinterziehung ein Faktor ist, der zum Sinken der Steuereinkommen, zur Schädigung der Steuergerechtigkeit und zur Störung der Wirtschaft führt. Obwohl im Jahr 2016 die Verfahren der Registrierung zu Mehrwertsteuerzwecken und Mehrwertsteuerrückerstattung geändert wurden und seit 2017 in Bereichen wie z.B. Hotelindustrie und Lebensmittelbranche eine Sonderregelung für die MwSt. angewendet wurde, sind die Ergebnisse relativ bescheiden. „diese Empfehlung hat hauptsächlich zwei Komponenten: eine klare Komponente der Schwarzarbeit, die einen Einkommensverlust darstellt, aber auch ein Distorsionselement der Wirtschaft, also ein Element, das die Entwicklung durch Minderung des Wachstumspotentials verhindern kann, und ein Faktor des unlauteren Wettbewerbs”, erklärte der Vertreter der Europäischen Kommission. Das zweite Ziel der Empfehlungen der EK besteht darin, einen inklusiven Wachstum zu erreichen, laut Wirtschaftsmodell der europäischen Wirtschaft, die nicht nur eine Marktwirtschaft, sondern auch eine soziale Wirtschaft ist. In diesem Sinne hat Angela Cristea die Bedeutung des inklusiven Wachstums unterstrichen, der als ein wesentliches Anliegen erachtet wird, da in der EU das Wirtschaftsmodell nicht eins einer Marktwirtschaft „und soviel” ist, sondern eins der sozialen Marktwirtschaft, die den Bürger in ihrem Mittelpunkt hat, die für den Bürger arbeitet und nicht umgekehrt. „Wir sind extrem besorgt, da das Wirtschaftsmodell, das wir bislang hatten, Reichtum erschaffen hat, aber auch zum Anstieg der sozialen Ungleichheiten geführt hat”, sagte Cristea und ergänzte: „diese Rate der Ungleichheit liegt bei 1/5 innerhalb der EU, d.h., dass die reichsten 20% der Menschen aus der EU fünfmal so viel verdienen wie die ärmsten 20% und wenn wir von Rumänien sprechen, wächst die Rate auf 1/8. Unter diesen Bedingungen wollen wir inklusive Politiken sehen”, erklärte die Chefin der EK-Vertretung in Bukarest. Die Ungleichheiten werden zum Großteil durch den unterschiedlichen Zugang zu ärztlicher Versorgung, Erziehung, Dienstleistungen und Arbeitsmarkt verursacht. Zusätzlich liegt der Unterschied zwischen der Ungleichheit der Einkommen vor und nach der Besteuerung und zwischen den sozialen Transfers unter den geringsten auf Ebene der europäischen Gemeinschaft. In ihrer Empfehlung macht die Kommission darauf aufmerksam, dass der Referenzindikator zur Berechnung der wichtigsten Sozialleistungen seit seiner Einführung im Jahr 2008 nicht aktualisiert worden ist. Es wird ebenfalls festgestellt, dass die zuständigen Behörden sich nicht vorrangig den Bereichen mit den größten Risikos der Steuerhinterziehung zuwenden, wie z.b. die, wo die Schwarzarbeit vorherrschend ist, und dass nicht genügend Maßnahmen zur Vorbeugung dieser Praktiken unternommen werden. Obwohl die Arbeitslosenrate ein ähnliches Niveau zu dem der Zeitspanne vor der Finanzkrise vom Jahr 2008 erreicht hat, wird der wachsende Mangel an Arbeitskraft unter den Bedingungen der Alterung der Bevölkerung und der massiven Auswanderung der Aktiven auf dem Arbeitsmarkt festgestellt. Zudem wird in Rumänien eine der höchsten Inaktivitätsraten innerhalb der EU verzeichnet. Die Beschäftigungs- und Tätigkeitsrate unter den Jugendlichen, Frauen, unterqualifizierten Arbeitskräften und den Personen mit Behinderungen liegen weit unter dem Durchschnitt innerhalb der EU. Gleichzeitig bleibt das Armutsrisiko und das des sozialen Ausschlusses sehr hoch, insbesondere für Familien mit Kindern, Personen mit Behinderungen und für die Bevölkerung aus dem ländlichen Raum. Die Aktivierungspolitiken, die für die Gruppen bestimmt sind, die sich am weitesten vom Arbeitsmarkt befinden, bleiben begrenzt, und die kürzlich vorgeschlagenen Aktivierungsmaßnahmen betreffen nicht mehr vorrangig diese spezifischen Gruppen.
Im Bezug auf die Angemessenheit der Renten und die Armut unter den älteren Personen stellt die Kommission fest, dass Rumänien eines der wenigen Länder innerhalb der EU ist, in dem die Konvergenz des Rentenalters der Frauen mit dem der Männer nicht vorgesehen wird.
Im Kontext der Abwesenheit des Personals und der informellen Zahlungen innerhalb dieses Bereichs und der Tatsache, dass das Bildungssystem nicht mehr mit dem Arbeitsmarkt abgestimmt ist, unterstreichte Cendrine de Buggenoms, Einheitsleiterin der Generaldirektion für Beschäftigung, die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Reform im Gesundheitswesen. Sie bemerkte ebenfalls, dass es in Rumänien eine sehr hohe Rate von frühzeitigem Schulabbruch gibt.
Die europäische Beamtin bezog sich auch auf die Notwendigkeit einer Reform im Rahmen der öffentlichen Verwaltung mit Schwerpunkt auf Entpolitisierung und Transparenz. „Die öffentliche Verwaltung ist nicht ausreichend solide, um die Reformen zu unterstützen (…), letztendlich wird das der blockierende Faktor sein”, erklärte Cendrine de Buggenoms. Die Fortschritte hinsichtlich der Reform der öffentlichen Verwaltung sind begrenzt. Die Organisationsstrukturen sind weiterhin instabil, und diese Tatsache wirkt sich negativ auf die Unabhängigkeit und Effizienz der öffentlichen Verwaltung. Die strategische Planung und die Bewertung des Einflusses der Regelungen sind Elemente, die nicht tief in der Verwaltungspraxis verwurzelt sind.
Cendrine de Buggenoms bezog sich auch auf die Gehaltserhöhungen aus dem öffentlichen Sektor, die sich mit Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit in Rumänien auch auf den privaten Sektor auswirken. Obwohl er unter den kleinsten innerhalb der EU bleibt, ist der Mindestlohn in Rumänien in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Die Ad-hoc-Erhöhungen des Mindestlohns haben in letzter Zeit zum deutlichen Wachstum der Mindestlöhnerzahl und zu einer starken Reduzierung im unteren Bereich der Skala zur Gehaltsdistribution geführt. Schlussfolgernd empfiehlt die Europäische Kommission Rumänien, Maßnahmen in drei Hauptrichtungen zu ergreifen: für 2017 die deutliche Abweichung vom Anpassungskurs zu korrigieren, so dass das mittelfristige Haushaltsziel erreicht wird; im Jahr 2018 die Maßnahmen weiter zu führen, die im Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgesehen sind, und die Steuer- und Haushaltspolitiken, die bereits eingeleitet wurden; die Erhebung der Steuern zu steigern und die Schwarzarbeit zu bekämpfen. Im sozialen Bereich empfiehlt die Kommission die Konsolidierung der Aktivierungspolitiken mit spezifischen Zielen und die integrierten öffentlichen Dienstleitungen, die sich vorwiegend an die Gruppen richten, die sich am weitesten vom Arbeitsmarkt befinden; Gleichstellung des Rentenalters für Männer und Frauen; Verbesserung des Zugangs zu einer allgemeinen hochwertigen Bildung; Erweiterung der ambulanten Behandlung und Bekämpfung der informellen Zahlungen im Gesundheitswesen. Die europäische Exekutive wünscht sich ebenfalls die Gründung eines Dienstes für öffentliche Beamte, professionell und unabhängig, rekrutiert aufgrund einiger objektiven Kriterien, mit festgelegter Hierarchie abhängig von Prioritäten der Projekte öffentlicher Investitionen und gänzliche Anwendung der nationalen Strategie im Bereich der öffentlichen Akquisitionen. Valentin Lazea, leitender Wirtschaftsfachmann der Rumänischen Nationalbank – der darauf bestand, zu unterstreichen, dass er in seiner Eigenschaft als Wirtschaftsfachmann spricht – analysierte die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums ohne den Anstieg des Defizits: „wie könnten wir nachhaltig wachsen, ohne das Defizit zu steigern? Das ist das große Dilemma, das die rumänische Gesellschaft beschäftigt, und die Antwort ist sehr einfach: durch strukturelle Reformen. Wenn wir von nachhaltigem Wachstum sprechen, müssen wir diejenigen Faktoren steigern, die zum Wachstum des potentiellen BIP führen, und zwar der Faktor Kapital, der Faktor Arbeitskraft und der Faktor Produktivität.” Beim Faktor Kapital hat Valentin Lazea u.a. die effiziente Nutzung der europäischen Fonds, die Heranziehung von direkten Auslandsinvestitionen, den Übergang der Wertbörse Bukarest von Frontier Market (Grenzmarkt) zu Emerging Market (aufstrebender Markt). Nach Lazeas Ansicht sind für den Faktor Arbeit die Reform im Bildungs- und Gesundheitswesen wichtig. „Bildung und Gesundheit sind wirtschaftliche Instrumente zur Steigerung des Wirtschaftspotentials. Es geht nicht darum, dass wir etwas Gutes für die Gesellschaft tun, sondern darum, dass wir auch Gutes für die Wirtschaft tun wenn wir die Reform im Bildungs- und Gesundheitswesen umsetzen”, erklärte er. Die Förderung der Geburtenrate, die Heranziehung rumänischer Auswanderer, parallel zur Förderung der selektiven Einwanderung, sind ebenfalls wichtig. Die Arbeitsproduktivität umfasst 10 Bereiche. „Wir beginnen mit der physischen Infrastruktur und gehen über zur Energieeffizienz, durch Konsolidierung der landwirtschaftlichen Flächen, IT, kreative Industrien und viele andere. Die Antwort lautet also: indem wir in all diesen Bereichen das tun, was getan werden muss, können wir einen nachhaltigen Wachstum erzielen, der nicht zum Wachstum des Defizits führt. Die Antwort ist also: durch strukturelle Reformen”, schlussfolgerte der leitende Wirtschaftsfachmann der RNB und gab somit einige mögliche Hinweise im Bezug auf ein zukünftiges rumänisches Wirtschaftsmodell. Um die Kommentare hinsichtlich des konsumbasierten Wirtschaftswachstums, der Vulnerabilität des Steuer- und Haushaltsbereichs und der Abwesenheit der Investitionen zusammen zu fassen, wage ich es abzuschließen, indem ich erneut auf die Metapher vom Anfang hinweise: in Abwesenheit der notwendigen Vitamine, vor einem schwierigen Hang gestellt, in einem schnellen Kletterrhythmus und ohne zu viel Energie kann Rumänien bei starken „Muskelkrämpfen” stürzen. Pedalieren wir oder stürzen wir? Das ist die Frage!
von Daniel Apostol
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