Dreieck der strategischen Investitionen: Österreich, Deutschland und die Schweiz
Das Wirtschaftsmagazin DeBizz analysiert die Präsenz des erfolgreichen Investitionsdreiecks Österreich-Deutschland-Schweiz in Rumänien und diskutiert über die rumänischen öffentlichen Politiken, durch welche die Anziehung und die Erhöhung der ausländischen Investitionen gefördert werden. Das Programm INVESTROMÂNIA wird im Vergleich zu dem rumänischen Potenzial für die Gewinnung von Investitionen vorgestellt und analysiert, hauptsächlich die wichtigsten Richtungen, die zu einem Anstieg der Investitionen in unserem Land führen. Strategische Investitionen ziehen die Entwicklung des inländischen wirtschaftlichen Umfelds, vor allem des Unternehmertums, mit sich.
Rumänien möchte „ein strategisches Ziel für Investitionen“ sein und versucht, die Dynamik der ausländischen Investitionen zu beschleunigen. Die ausländischen Investoren aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und aus anderen europäischen Ländern zeigen ein reges Interesse an industriellen Produktionsprojekten (Engineering, Mechatronik), sowie an integrierten Projekten für die Entwicklung der landwirtschaftlichen Bioproduktion und für die Verarbeitung im Rahmen von lokalen Unternehmen. Gemäß des Programms INVESTROMÂNIA sind die Vorteile Rumäniens als Hauptziel der ausländischen Investitionen in Süd-Ost-Europa wie folgt: eine Reihe von staatlichen Förderungen, darunter die Steuerbefreiung für den reinvestierten Gewinn, Staatshilferegelungen, eine Reduzierung von 5% für die Zahlung der Sozialbeiträge durch die Arbeitgeber. Die positiven Erfahrungen der auf dem rumänischen Markt anwesenden deutschen Investoren, deren Tätigkeit sich auch in der hohen Geschwindigkeit des Anstiegs der rumänischen Exporte für den deutschen Markt wiederspiegelt (Werkstücke und Komponenten für die Automobil- und Luftfahrtindustrie, Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik für in Deutschland fertig montierte Produkte, Anwendungen in der Informationstechnologie), insbesondere im Falle von Investoren aus dem Bereich der KMUs. Weitere Vorteile sind die Ausbildung der Arbeitskraft und die Erweiterung des dualen Ausbildungssystems, das die Schaffung von hochqualifizierten Arbeitskräften für die neuen oder abgeschlossenen Investitionsprojekte versichert.
Eine Analyse: Die potentielle Gefährdung Rumäniens wegen der deutschen Wirtschaft
Der geopolitische Thinktank (mit Sitz in Austin, Texas), der vom bekannten amerikanischen Politikwissenschaftler und Autor George Friedman gegründet und geführt wurde, hat vor kurzem eine Studie (auch in Bukarest im April 2016 vorgestellt) bezüglich des Grads der potentiellen Gefährdung der osteuropäischen Staaten durch die stärkste europäische Wirtschaft veröffentlicht. Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Europas, anhand des BIP, und deshalb bleiben seine Probleme nicht nur innerhalb der eigenen Grenzen, sondern wirken grenzüberschreitend. Eine genaue und objektive Analyse der gesamten europäischen Wirtschaft wird zur Einsicht kommen, wie die Staaten der Union als Folge ihres Verhältnisses zur deutschen Wirtschaft direkt beeinflusst werden. Geopolitical Futures richtete seine Aufmerksamkeit auf die direkten Auswirkungen auf die Beziehungen der deutschen Wirtschaft zu den fünf mittel- und osteuropäische Ländern: Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänien. Kurzfristig werden die Konfrontationen aus Deutschland einen höheren Druck auf die ersten vier der fünf Länder wegen des hohen Abhängigkeitsgrads von der Ausfuhr nach Deutschland ausüben. Die zitierten amerikanischen Experten meinen, dass Rumänien ihrerseits die „Schmerzen“ durchmachen wird, aber aus unterschiedlichen Gründen, eher wegen der eigenen strukturellen Herausforderungen als wegen der direkten Verbindung zur Entwicklung der westlichen Wirtschaften. Jedoch können auf langer Sicht die Kämpfe Deutschlands für die wirtschaftliche Erholung – so die amerikanischen Analysten – eine große Chance für einige der EWG-Staaten sein.
Deutschland stützte sich auf Exporte für die Einspeisung des Wirtschaftswachstums der letzten 15 Jahre, und die Länder der „Visegrád „-Gruppe (V4 – Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) haben das gleiche getan. Alle zusammen bilden eine große europäische Produktionsangebotskette. Bedeutende Prozentsätze der Exporte nach Deutschland sind halbfertige Produkte oder Werkteile, die Deutschland übernimmt, in Fertigwaren verwandelt und dann wiederum exportiert. Infolgedessen wird ein Rückgang der Nachfrage nach Gütern, die in Deutschland produziert werden, in jedem dieser Länder spürbar sein, die Berliner Gewinne und ausländischen Direktinvestitionen werden sich verringern. Aus der Perspektive der Analysten von Geopolitical Futures konfrontieren sich Polen und die Slowakei mit besonderen akuteren Problemen, aber auch die Tschechische Republik und Ungarn sind wiederum mit verschiedener Intensität den Schwächen der deutschen Wirtschaft ausgesetzt.
Aber während die analysierten V4-Länder in erster Linie von den deutschen Exporten beeinflusst werden, ist Rumänien ein spezieller Fall, der von den Analysten als „isolierte“ Situation vorgestellt wird. Die Dynamik des Spiels unterscheidet sich in dieser Wirtschaft und die „Achillesferse“ der deutschen Wirtschaft bedeutet gleichermaßen Herausforderungen und Chancen für Rumänien. Rumänien stützte sich auf einen Anstieg der Exporte für seine wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise des Jahres 2008, aber trotzdem haben 2014 die Exporte nur 41,1% des BIP (nach Angaben der Weltbank) ausgemacht. Das ist nicht wenig, aber es ist viel weniger als der Beitrag der Exporte in den V4-Staaten. Es ist wichtig zu beachten, dass die rumänischen Exporte in sehr hohem Maße von multinationalen Unternehmen abhängen und nicht mehrheitlich von rumänischen Unternehmen durchgeführt werden. Im Jahr 2013 betrugen die Ausfuhren der multinationalen Unternehmen aus Rumänien 67% aller Ausfuhren (Angaben der Daten der Europäischen Kommission, zitiert von Geopolitical Futures). Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI/OEF) in den Fertigungs- und Produktionsbereich bedeuteten im selben Jahr 58 Prozent der gesamten rumänischen Ausfuhren. Der Finanzsektor wird auch stark durch das ausländische Kapital (80%) kontrolliert, die österreichischen Banken dominieren den Markt. Alle diese Statistiken betonen die größte Herausforderung der rumänischen Wirtschaft: ein relativ armes, auf ausländisches Kapital angewiesenes Land. Das Dreieck Deutschland-Österreich-Schweiz spielt dabei die wichtigste Rolle und übertrifft damit den Beitrag der Unternehmen, die in den Niederlanden angemeldet werden oder die ausländischen Investitionen aus anderen europäischen Staaten oder aus Ländern außerhalb Europas.
Darin bestehen eigentlich zugleich der Druck und die Chancen der rumänischen Wirtschaft. Die Herausforderungen stammen aus der Tatsache, dass jede europaweite wirtschaftliche Verlagerung einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft haben wird. Die Berichte der Europäischen Kommission zeigen eine stetige Senkung des Volumens der ausländischen Investitionen in den letzten 3-4 Jahren. Vielmehr bedeutet der Rückgang der weltweiten Nachfrage nach den Produkten aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz, dass jene Länder mehr von der inländischen Nachfrage nach den selbst produzierten Waren abhängen. Und in Bezug auf den Export sind Deutschland und Österreich bei weitem die größten ausländischen Handelspartner Rumäniens, Deutschland alleine bedeutete 19,2% der rumänischen Exporte im Jahr 2014 und 40% der rumänischen Ausfuhren im Bereich der elektronischen Geräte. Die Opportunität besteht in der Tatsache, dass Rumänien noch eine Chance für mehr Wettbewerbsfähigkeit auf dem Exportmarkt hat, aber das ist für unser Land schwieriger im Vergleich zu den Visegrád-Staaten (Tschechien, Polen, Ungarn, Slowakei) zu erzielen. Vor allem weil sowohl die rumänische Infrastruktur als auch die rumänischen Vorschriften große Diskrepanzen im Vergleich zu den EU-Mitgliedstaaten aufweisen. Darüber hinaus gibt Rumänien viel weniger für Forschung und Entwicklung im Verhältnis zum Rest der europäischen Länder aus. Die V4-Staaten können nun mit dem deutschen Produktionsbereich Schritt halten und sind, mit geringerer Bevölkerung und etwas bescheideneren Lohnkosten, jetzt auf dem europäischen Markt konkurrenzfähiger. Rumänien befindet sich jetzt leider nicht in der gleichen Situation. In der Tat waren die High-Tech-Exporte im Jahr 2013 nur halb so hoch wie die Exporte Rumäniens im Jahr 2010. Das ganze Europa ist mit der Wirtschaft des deutschen Sprachgebietes verbunden, mit einer Vorliebe für die deutsche Wirtschaft aufgrund der Tatsache, dass Deutschland die größte Wirtschaftskraft des Kontinents ist und auf der Struktur der Europäischen Union für sein wirtschaftliches Wohlergehen und für ihre eigene Sicherheit basiert. Im Gegenzug ist Rumänien heute gezwungen, auf ausländische Direktinvestitionen angewiesen zu sein. Obwohl allmählich Rumänien im Stande war, ausländische Firmen dazu zu bringen, ihre Geschäfte nach Rumänien zu verlagern, gibt es immer noch viele Situationen, in denen ausländische Firmen auf ihre Ansiedlung in Rumänien verzichtet haben. Und das macht die europäischen Unternehmen viel zurückhaltender, wenn es um Investitionen in die rumänische Wirtschaft geht. Kurzfristig wird sich die rumänische Wirtschaft so entwickeln, wie sich der Wohlstand Europas und der ausländischen Investoren aus Rumänien, vor allem aus dem Dreieck Deutschland-Österreich-Schweiz, entwickeln wird.
Statistische Angaben über das strategische Investitionsdreieck
Österreich ist der wichtigste Partner Rumäniens, wo es 7.075 Unternehmen mit österreichischem Kapital in nahezu allen Bereichen gibt. Die Investitionen der österreichischen Unternehmen in Rumänien belaufen sich auf mehr als 10 Milliarden Euro und machen 16% der gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Rumänien aus. In Rumänien haben österreichische Unternehmen mehr als 100.000 Angestellte, unter Berücksichtigung der direkt geschaffenen Arbeitsplätze. Die Firmen mit österreichischem Kapital sind in einer Vielzahl von wirtschaftlichen Aktivitäten, von den Ressourcen bis hin zur Industrie, Landwirtschaft, Finanzdienstleistungen und Versicherungen, Automobilindustrie, Erdöl- und Erdgasindustrie, vertreten. Rumänien ist für die Anleger aus Österreich aufgrund der Größe des Marktes – dem größten in der Region, des Humankapitals, der Perspektiven und der Vielzahl von Projekten und Möglichkeiten – attraktiv.
Im Januar 2015 lag Deutschland auf dem dritten Platz unter den in unserem Land tätigen ausländischen Unternehmen. Die 21.236 deutschen Unternehmen machen 10,44%, mit einem eingetragenen Stammkapital von 15 Milliarden Lei aus, das heißt 12%. Die wichtigsten deutschen direkten Investoren in die rumänische Industrie sind die Autoteilehersteller Dräxlmaier, INA Schaeffler, ThyssenKrupp, Continental, Leoni Wiring Systems, das Energieunternehmen KG Wintershall, das Energieunternehmen E.ON AG, die Versicherungsanstalt Allianz, RWE (Energie). Die Bundesrepublik Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Rumäniens, mit einem Handelswert von 23,3 Millionen Euro im Jahr 2015. Gemäß INS (Rumänisches Institut für Statistik) lag der Anteil dieses Landes am rumänischen Export bei 18,79% in 2013 und 19,2% in 2014 und 18,52% am Import, während die Gesamthöhe des Handels bei 18,6% lag. Die rumänischen Exporte auf den deutschen Markt sind auch während der Krise von 2008-2009 ständig gewachsen, während die anderen EU-Länder Niedergänge verzeichnet haben. Über 75% der rumänischen Exporte für den deutschen Markt repräsentieren hochwertige Mehrwertprodukte (Maschinen und elektrische Geräte 42,66%, Fahrzeuge und Transportanlagen 19,41%, Textilien und Bekleidung 7,78%, Kunststoff und Kautschukartikel 6,2%, Chemikalien- 3,22%).
Die Schweiz ist einer der führenden ausländischen Investoren in Rumänien, bis Ende 2014 war dieses Land auf dem sechsten Platz unter den ausländischen Investoren, mit einem Wert des Grundkapitals von 2.159 Millionen Euro und einer Anzahl von 2.690 Firmen. Die wichtigsten schweizerischen Investoren in Rumänien sind das Unternehmen Holcim (Rumänien) AG, das unter anderem zwei Zementwerke (Câmpulung und Ale?d), eine Mahlstation und ein Zementterminal besitzt; Swisspor – Produktion und Handel mit Materialien für Wärmedämmung, Lärmschutz und Dichtungselemente für das Bauwesen; SIKA Rumänien – chemische Produkte für Industrie und Bauwesen (besitzt eine Fabrik von Zusatzstoffen in Bra?ov, hat vor kurzem eine neue Produktionsstätte in Cluj eröffnet); ABB – Energie- und Automatisierungstechnik; Roche Rumänien; Helvetia Profarm; SANDOZ – pharmazeutische Industrie; Nestlé (hält eine Wafer- und Süßigkeitenfabrik in Timi?oara), Pacovis (Lebensmittelzusatzstoffe und Gewürze); Carpalat Sibiu (Molkereiprodukte); Valvis Holding (Mineralwasser); Philipp Morris Rumänien – Tabakindustrie (Tabakfabrik in Otopeni); TransGourmet – Handel (besitzt die Cash&Carry-Handelskette Selgros); Rieker Rumänien (Schuhfabrik); Sefar (industrielle Weberei in Sighi?oara); Inter-Spitzen (Fabrik in Lugoj); Air Bites – Telekommunikation über Kabelnetze; Insta Electric (Elbet Holding Firmengruppe) – Hersteller von elektrischen Anlagen und Niederspannungsgeräten; Acceleris System Integration (Informationstechnologie); Ameropa Holding (besitzt die Fabrik Azomure?) , Greenfiber (Fabrik in Buz?u), zusammen mit Presse- und Multimediagruppen (Ringier, Edipress, das Rumänisch-schweizerische Multimediainstitut).
von Daniel Apostol
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