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Industrie mit dreifacher Auswirkung

Man hört oft von der Auswirkung einer Industrie oder sogar eines einzelnen Unternehmens auf die Nationalwirtschaft, wobei der ökonomische Multiplikationseffektfaktor hervorgehoben wird. Man hört genauso oft, dass der energetische Sektor den Zweck verfolgt, Rumänien in einen Pol der energetischen Stabilität und Sicherheit zu verwandeln. Genau deswegen ist es wichtig zu wissen, welches der Beitrag des Erdölsektors zum Aufbau dieses Status von ökonomischer und geo-strategischer Stabilität ist, und vor allem welches der Beitrag des Upstream-Onshore-Sektors ist, das heißt, der Onshore-Industrie der Erdöl- und Erdgasexploration und -produktion.

Rumänien hebt oft die langjährige nationale Tradition in der Erdölindustrie hervor und ist auch stolz einer der EU-Staaten zu sein, die in kleinem Maß vom Energieimport abhängig sind. Wenn man allerdings die Unternehmen erwähnt, die im Laufe der Jahre die Entwicklung der Industrie und implizit die Produktion zu derartigen Quoten unterstützt haben, erkennt man manchmal ungerechtfertigte Zeichen von Besorgnis bezüglich der Exploration der Nationalressourcen von privaten Einrichtungen, so als wären diese exklusiv zu ihren Gunsten tätig. Die Ausbeutung der Kohlenwasserstoffressourcen ist eine Industrie für sich und funktioniert anhand derselben Regeln wie andere Industrien auch. Die Versicherung einer Gewinnmarge für die Investoren, die ihr Kapital anlegen und Risiken eingehen, gehört zur grundsätzlichen Logik der Marktwirtschaft. Die Tatsache, dass die natürlichen Ressourcen des Staates das Objekt dieser Industrie sind, wird in der Nationalpolitik der Konzessionen und der Versteuerung dieser reflektiert. Was aus diesem Prozess resultiert ist erstens der sichere Zugang der Bürger zu Energie. Obwohl die weitverbreitete Nutzung dazu geführt hat, dass der Zugang zu Energie als Recht angesehen wird, ist dieser eigentlich eine unverzichtbare Dienstleistung, für die jemand sorgen muss, so dass wir auf diese direkt zugreifen können. Zusätzlich gibt es somit begleitende Vorteile in der Wirtschaft, Mehrwert, der durch die horizontale und vertikale Entwicklung der Energieindustrie addiert wird und Auswirkungen auf andere Wirtschaftssektoren hat, und Beiträge zum Haushalt bringt. In diesem Kontext ist es notwendig diese Auswirkung tatsächlich zu quantifizieren, mit den besten Mitteln und den besten Fachleuten und über die Standardaussagen hinaus, die, obwohl sie die Realität der rumänischen Wirtschaft präsentieren, mittlerweile zur Gewohnheit geworden sind: „Die Energieindustrie bringt den größten Beitrag zum Haushalt“, „ist der größte Arbeitgeber im Vergleich zu den EU-Staaten“ usw. Darüber hinaus gibt es einen allgemeinen Multiplikationseffekt aller investierten Gelder, was in der Industrie und vor allem in Rumänien, schwer zu ignorieren ist; wegen des fragmentierten Profils der Reserven, ist die Anzahl der Erdölsonden und der Betreiber dieser wesentlich größer.

Das Studium „Die Auswirkungen der Onshore-Exploration und Produktion von Erdöl und Erdgas auf die rumänische Wirtschaft“, von KPMG durchgeführt, quantifiziert mit bewährten Mitteln den deutlichen und direkten Effekt, den Investitionen in die Onshore- Exploration und -produktion, auf die rumänische Industrie haben. Die Studie analysiert die Auswirkung einer Investition von 1 Milliarde Euro, der geschätzte Betrag, der für die Erhaltung des gegenwärtigen Produktionsniveaus von Erdöl und Erdgas notwendig wäre, auf die Arbeitsstellen, auf das BIP und auf die Beiträge zum Haushalt für die Laufzeit der Investition, geschätzt auf ein Jahr Bauausführung und 10 Jahre Produktion. Diese Effekte werden durch die Kette der Abhängigkeit von anderen Wirtschaftssektoren weitergegeben und generieren auch erhebliche induzierte Auswirkungen.

Die Upstream-Onshore-Industrie ist ein wesentlicher Arbeitgeber in Rumänien, mit über 25.000 direkten Mitarbeitern, laut des Nationalinstituts für Statistik (INS). Diese stellen einen Drittel der gesamten Mitarbeiteranzahl der Exploration- und Produktionsindustrie für Erdöl und Erdgas in der Europäischen Union dar, laut Statistiken der Europäischen Kommission. Der hohe Anteil ist den schwierigen geologischen Bedingungen in Rumänien zu verdanken, resultiert aber auch von der langen Betriebsperiode. Mit einem Betrieb von mehr als 400 Erdölvorkommen, von denen die meisten klein und fragmentiert sind und einen hohen Erschöpfungsgrad besitzen, sind über 13.000 Sonden notwendig, um den aktuellen Produktionsstand zu versichern. Die KPMG-Studie zeigt, dass folglich einer Investition von 1 Milliarde Euro in die Exploration- und Produktionsindustrie für Erdöl und Erdgas, der Upstream-Onshore-Sektor 25.800 direkte oder indirekte Arbeitsplätze schafft oder erhält, zu denen, durch induziertem Effekt, weitere 20.100 Arbeitsplätze dazukommen. Insgesamt werden somit während der Laufzeit der Investition 45.900 Arbeitsplätze geschaffen. Von diesen werden 15.000 im Jahr der Investition erhalten oder neu geschaffen, wobei weitere 3.000 jährlich, im Laufe der kommenden 10 Jahre Durchschnittsproduktion geschaffen werden. Die Mitarbeiter sind in weiten Tätigkeitsbereichen aktiv – viele von ihnen, „Blue Collars“, von denen oft ganze Familien abhängig sind, arbeiten in Gebieten mit Tradition in der Exploration, die heutzutage mono-industriell geblieben sind und verdienen Gehälter, die den Durchschnitt ihrer beruflichen Qualifikationen überschreiten. Es gibt auch eine große Anzahl an hochqualifizierten Kräften, die in Bereichen wie Ingenieurwesen, Geologie, Umweltschutz oder Sicherheit tätig sind.

Eine Investition von einer Milliarde Euro im Explorations- und Produktionssektor von Erdöl und Erdgas generiert eine Auswirkung von 3,2 Milliarden Euro im BIP Rumäniens, 2,3 Milliarden davon direkt und indirekt und 0,9 Milliarden mit induzierter Auswirkung. Dieser Effekt wird auch dadurch gesteigert, weil 90% der Zulieferer der Ölunternehmen in Rumänien Unternehmen in Inland sind. Allein in den letzten 5 Jahren lag der direkte Beitrag der Industrie bezüglich des jährlich erzeugten BIP, bei über 1% des gesamten BIP Rumäniens. Wenn man auch die inter-sektorale Auswirkung in Betracht zieht, ist der gesamte Beitrag dieser Industrie viel höher.

Die indirekte Auswirkung reflektiert sich hauptsächlich in den Bereichen der Raffinierung von Erdöl und in der Produktion von elektrischer und thermischer Energie, wie auch in der Lieferkette dieser Industrien. In den Spitzenzeiten der rumänischen Wirtschaft, gediehen sowohl lokale als auch internationale Dienstleistungsunternehmen. Schlumberger legte seinen regionalen Sitz für Osteuropa in Ploie?ti fest. Lufkin, wichtiger Hersteller von Ölfeldausrüstung und Teil des amerikanischen Giganten GE, öffnete ein Werk, ebenfalls neben Ploie?ti, in 2013. Die Unternehme basierten ihre Entscheidung auf die Tatsache, dass Rumänien nicht nur eine strategische Position für den regionalen Betrieb bietet, sondern auch einen entwickelten lokalen Markt, der einen kontinuierlichen Nachfragefluss und qualifizierte Arbeitskräfte versichert, die ihre Anforderungen erfüllt. Die induzierte Auswirkung wird von dem Mehrwert dargestellt, den die Haushaltskunden durch ihre Kosten generieren, aufgrund erhöhter Gehälter, die direkt oder indirekt aus der Onshore-Industrie der Exploration und Produktion von Erdöl und Erdgas und den Zulieferern dieser Industrie resultieren. Die Tatsache, dass in Rumänien eine große Anzahl von Arbeitsplätzen geschafft wird, die über dem nationalen Durchschnittsgehalt bezahlt werden, kreiert, über die persönlichen Vorteile hinaus, einen Ausbreitungseffekt der zusätzlichen Kosten in die Nationalwirtschaft. Gleichzeitig vermehrt sich die Investition von 1 Milliarde auf einer 1:1 Skala in den Steuereinnahmen des Haushaltes: aus einer in die Kohlenwasserstoffproduktion investierten Milliarde gelangt eine Milliarde, durch die Bezahlung der Einkommenssteuer, der Mehrwertsteuer, der Nutzungsgebühren und der Beiträge zur Sozialversicherung, im Laufe der 11 Jahre, in den Haushalt.

Rumänien ist eines der Länder mit den größten Erdöl- und Erdgasreserven in Europa, mit erwiesenen Erdölreserven von über 315 Millionen BOE (barril of oil equivalent) und Erdgasreserven von über 640 Millionen BOE, Reserven die unser Land vor kurzer Zeit auf dritter Position in der Europäischen Gemeinschaft platzierten, betreffend der energetischen Unabhängigkeit. Allerdings, wenn keine zusätzlichen Investitionen für die Identifizierung neuer Vorkommen und die Steigerung der Rückgewinnung aus bestehenden Vorkommen getätigt werden, dann werden die Erdölressourcen, beim gegenwärtigen Produktionsniveau, in 12 Jahren und die Erdgasressourcen in 9 Jahren, auslaufen. Um die langfristige Nachhaltigkeit dieser Arbeitsplätze und den Beitrag zum Haushalt und zum BIP zu gewähren, kommt dem Staat die Verantwortung zu, langfristig eine aktive Rolle in der Schaffung von Investitionsanreizen in diesem Sektor zu übernehmen. Im internationalen Kontext der Wettbewerbsfähigkeit für die Anziehung von Kapital, muss dieser nicht nur den Zugang zu potenziellen Reserven anbieten, sondern auch einen attraktiven Rahmen, in dem Unternehmen entscheiden können diese Reserven zu explorieren und zu fördern. Gleichzeitig muss der Rahmen für die meisten reifen Reserven, die nur durch Investitionen in Neuentwicklung kommerziell exploriert werden können, wie auch für Work-Overs oder andere Interventionen mit fortgeschrittenen Technologien so angepasst werden, dass die Dauerhaftigkeit der Investitionen zunimmt. Kein Privatunternehmen wird Sonden mit Verlust betreiben und in Rumänien ist die Schwelle der Rentabilität konjunkturanfällig, unabhängig davon, ob die Veränderungen vom Markt, vom steuerlichen Rahmen oder von den Rechtsvorschriften verursacht werden. Die Rentabilität für Investoren wird durch die weltweit niedrigen Preise für Erdöl und Erdgas, wie auch durch die immer größere Konkurrenz für das für den Betrieb notwendige Kapital zwischen den Produktionszonen auf internationalem Niveau, vermindert. Somit hat das globale Kapital die Tendenz sich auf die Gebiete mit kleinen Produktionskosten, mit einem modernen Reglementierungsrahmen, der stabil und vorhersehbar ist, mit einem günstigen Steuersystem, auszurichten. In der Abwesenheit eines angemessenen Rahmens, besteht das Risiko, dass die Exploration- und Produktionsindustrie für Erdöl und Erdgas in Rumänien Schwierigkeiten in der Anziehung der notwendigen Investitionen haben wird, die sowohl für die Verlängerung der Lebensdauer der Vorkommen, als auch für die für die Nationalwirtschaft generierten Vorteile und für das Erhalten des aktuellen Produktionsniveaus erforderlich sind. Jetzt, wo die Auswirkung der Onshore-Erdölindustrie auf die gesamte Wirtschaft bewährt wurde, aber sowohl eine Nationale Energetische Strategie als auch ein vorhersehbarer steuerlicher Rahmen fehlen, bleibt die Frage „Wohin gehen wir nun?“

Wer wird die Verantwortung einer transparenten und kohärenten öffentlichen Debatte zu diesem Thema übernehmen, die uns letztendlich die Richtung angeben wird? In Abwesenheit dieser zwei grundsätzlichen Elemente, die Investitionen steuern, bleibt ein einziges Gefühl erhalten: dass wir nirgendwohin gehen.

von Daniel Apostol

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