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Aufschwung der rumänischen Chemieindustrie

Die Chemieindustrie war jahrzentelang ein strategischer Sektor für Rumänien. Was passierte jedoch im Postkommunismus mit dieser wichtigen Industrie? Die Chemie steht am Anfang der Wirtschaftskette und bearbeitet Rohmaterial für die anderen Zweige einer Wirtschaft. Laut dem Geschäftsmann ?tefan Vuza, Vorsitzender der SCR-Gruppe (Unternehmensgruppe, die Einheiten der Chemieindustrie besitzt, und die für die Privatisierung der Oltchim-Fabrik kandidiert), kann die Chemie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Während des Kommunismus besaß Rumänien 72 Chemiebetriebe, -werke, -fabriken und -anlagen, 23 Chemielyzeen, 11 Forschungsinstitute und 17 Chemiefakultäten. Das Bildungssystem ging weiter, ist aus Gesichtspunkt der Qualität innerhalb der Europäischen Union gut platziert, wir besitzen weiterhing dieselbe Anzahl an Universitäten, im Gegensatz zu den benachbarten Ländern – Bulgarien, Ungarn, Serbien. Das bedeutet, dass wir eine Quelle von Fachkräften besitzen, im Kontext, in dem die Wirtschaft allgemein über einen Rückgang der qualifizierten Arbeitskraft klagt.

In den 90er Jahren lag der Anteil der rumänischen Chemieindustrie bei knapp 17 Prozent der gesamten Industrieproduktion landesweit, was heutzutage ungefähr 35 Milliarden Euro bedeuten würde. Das war der Ansatzpunkt, aber seither finden wir dieselbe Industrie nur auf einem Abwärtspfad wieder. Von den 72 Akteuren, die ich erwähnt habe, sind heutzutage nur noch 14 davon funktionsfähig und wettbewerbsfähig geblieben. In diesen 27 Jahren haben über 50 Chemiewerke oder -anlagen ihre Tore geschlossen und folglich sank auch das Industrieprodukt des Chemiezweigs 11 mal. Der Hauptgrund für das Verschwinden vieler Akteure aus der Chemieindustrie war die mangelnde Vorbereitung zur strategischen Privatisierung gegenüber den Wettbewerbern aus der Europäischen Union, die viel leistungsfähiger waren. Von den gesamten externen Lieferungen der Chemieindustrie im Wert von zwei Milliarden Euro exportieren wir heutzutage nur im Wert von einer Milliarde Euro in die Zone der Europäischen Union. Gleichzeitig importieren wir jährlich Chemieprodukte mit einem Wert zwischen 6 und 10 Millliarden Euro.

?tefan Vuza sagt, dass „die Chemieindustrie viele Trends verpasst hat, abgesehen von der Tatsache, dass sie ganze Zweige gesperrt hat, wie z.B. die Kautschukindustrie, Polyamid, Polyester, Fasern. Sie hat auch im Forschungsbereich verloren. In der Pharma-Zone, die aus der Chemie-Zone abstammt und einen hohen Verarbeitungsgrad voraussetzt, sind wir nicht mehr sehr aktiv. Uns ist eine Basis-Chemie zur primären oder sekundären Bearbeitung des Rohmaterials aus dem Inland geblieben”. Der Trend zum Zusammenschluss der Fabriken der Chemieindustrie, so wie in Deutschland gesehen und dann im Osten Europas, hat auch den Balkan erreicht, sagt Vuza. Er hofft, dass der Profilmarkt aus Rumänien sich langsam erholen wird.

Der Sektor der Chemieindustrie kann als strategisch erachtet werden, wenn man an die Anzahl der Mitarbeiter denkt: von den über 250.000 ursprünglich sichergestellten Arbeitsplätzen in dem Sektor sind gegenwärtig noch ungefähr 70.000 übrig geblieben. Der Geschäftsmann ?tefan Vuza sagt, dass die Entwicklung in einer „ununterbrochenen Kette“ durchgeführt werden muss, und dass der Profilsektor dazu fähig ist, auf der Horizontalen zu beschäftigen. „ein Chemiewerk sichert den Konsum des elektrischen Stroms, der dahinter andere Mitarbeiter verbirgt, sichert den Transport dieser Produkte bis Constan?a oder bis zum Endverbraucher, sichert eine ganze Reihe von Dienstleistungen – da wir auch Investitionen unternehmen, vom Ankauf von Maschinen und bis zum Ankauf von Arbeitskleidung. Also verarbeitet ein Chemiewerk nicht nur ein Rohmaterial, sondern beschäftigt weiterhin viele Industriezweige und somit erscheinen auch zigtausende Arbeitsplätze, die mit dem Kern, nämlich der chemischen Verarbeitung des Rohmaterials, wie mit einer Nabelschnur, könnte man meinen, verbunden sind“, fügte der Geschäftsmann hinzu.

Der Grund für den sektoriellen Verfall besteht erstens in der Tatsache, dass Rumänien zu Beginn der Privatisierung keine Strategie hatte. Das passierte in allen Ländern aus Osteuropa, in denen der Chemiesektor nicht für eine Trennung gedacht war. Die 72 Werke waren unter einander verbunden, eins produzierte für das andere. Ein anderes Element bestand in der Tatsache, dass bestimmte Privatisierungen verschoben wurden. Die Technologie schritt fort, so dass irgendwann mal man nichts mehr zu verkaufen hatte.

Zusätzlich zeigen sehr wenige Banken in Rumänien Interesse für Investitionen in Chemie. „Sie haben keine Fachleute, sie sprechen nicht dieselbe Sprache, sie haben nicht dieselben Erwartungen. Die Investition in Chemie bedeutet eine langfristige Investition, mit einem viel weiter entfernten Horizont, und dafür muss man bereit sein”, sagt Vuza. Der Vorsitzende der SCR-Gruppe meint noch, dass allein in der Salzindustrie, Teil des Chemiesektors, „wenigstens 500 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren nur für den lokalen Markt investiert werden können, und diese würden sofort durch Gewinn gedeckt werden. Eine Halbe Milliarde. Die Investition würde 1-3 Jahre dauern und der Erwartungshorizont, in dem die Investition die Reife erreicht, beträgt 5-7 Jahre”.

Zum Aufschwung der Industrie sind erstens Unternehmer notwendig und jetzt, nach 27 Jahren, ist der richtige Zeitpunkt wahrscheinlich gekommen. Trotzdem ist es klar, dass in diesem Sinne Vieles noch zu tun ist. Wir besitzen die Fabriken und die Produktionsfähigkeit, aber nicht auch alle leistungsstarken Maschinen zum Niveau der Wettbewerber aus dem Westen. Dafür gibt es Geld und Banken, die Maschinen können importiert werden. Es gibt den Markt, wir verfügen über das Know-How, aber brauchen auch das politische Element „, das uns dieselben Wettbewerbsbedingungen bietet wie in den Nachbarländern. Und dann können alle Dinge sich einem profitablen Industriezweig annähern”, unterstreicht Vuza.

Welche Chancen hat Oltchim? Ich habe denjenigen gefragt, der es sich wünscht, die Versteigerung zum Kauf von Oltchim zu gewinnen, welche Chance das Werk hat, um aktiv, erfolgreich, zu werden? „Oltchim hat, wie jedes Chemiewerk, gute und weniger gute Seiten. Ich würde mit den weniger guten beginnen. Seine Vergangenheit ist ziemlich düster, vor allem als Ruf in der Finanzwelt. Als wir nach Europa gegangen sind, um Investoren zu finden, wussten alle von Oltchim, aber sie wiesen das Projekt wegen einem schlechten Ruf zurück. Die zweite weniger angenehme Sache über Oltchim ist, dass die Investitionen weit zurück geblieben sind. Das aktuelle Management-Team ist hingegen sehr gut, einschließlich die juristischen Verwalter und die Sonderverwalter der letzten vier Jahre, denn wir müssen deren Tätigkeit damit vergleichen, was bei anderen ähnlichen Werken passiert ist.

Heutzutage ist Oltchim verkaufbar und kann im Wettbewerb mit anderen Chemiewerken überleben“, antwortete Vuza. Der Geschäftsmann sagt, dass das Personal einen Pluspunkt darstellt, „ein harter Kern von weiteren 1.900 Mitarbeitern, die ihr Handwerk beherrschen, gut darin sind, und die in der Branche respektabel und anerkannt sind“. Statt einer Schlussfolgerung meint Vuza, dass der Markt einzigartig ist und die Werke sich zusammenschließen müssen, wenn sie im Wettbewerb mit den anderen Fabriken aus der Europäischen Union und der ganzen Welt überleben wollen.

von Daniel Apostol

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